Die Schüssel, wie sie “liebevoll” von den Leipziger Fußball-Anhängern genannt wird, soll nun endgültig den Namen Red Bull Arena erhalten. Noch diesen Monat sollen die Verträge unter Dach und Fach gebracht sein. Bereits vor fast einem Jahr hatte sich der Brausehersteller aus Österreich eine Option für die Namensrechte der nächsten 20 Jahre gesichert. Konzerte und Events soll es zukünftig keine mehr im Stadion geben, dafür werden rund um das Arenal neue Parkmöglichkeiten sowie bessere Busanbindungen geschaffen.
Das Leipziger Zentralstadion ist eine Spielstätte mit großer Tradition und lockte teilweise über 100.000 Zuschauer bei Fußballspielen an. Im Jahre 1957 sahen hier 120.000 Zuschauer das Länderspiel zwischen der DDR und der CSSR und im Jahre 1987 kamen hier beim Spiel des 1. FC Lok Leipzig gegen Girondins Bordeaux rund 100.000 Besucher. Gut 20 Jahre später spielt der FC Lok Leipzig in der 5. Liga, nachdem der Verein 2003 in die Insolvenz gehen musste. Traurige Realität vieler ostdeutscher Vereine, welche nach der Wende vom DFB im Stich gelassen wurden. Heute spielt keine Mannschaft aus der ehemaligen DDR in der nationalen Oberklasse oder gar International.
Nun möchte der neue hochgezüchtete, millionenschwere Verein RB Leipzig in die Fußstapfen der großen Leipziger Tradionsvereine treten und an die Erfolge von damals möglichst schnell anknüpfen. Kein leichtes Unterfangen, denn bisher stößt man in Leipzig auf starken Widerstand gegen dieses Projekt. […] Nein, ganz im Gegenteil – so hat sich vielerorts eine breite Front gegen die Profikicker von Red Bull Leipzig gebildet. Man wirft dem Verein vor, nur reine eigene kommerzielle Ziele unter dem Deckmantel des Fußballs, zu verfolgen. Gleich am ersten Spieltag mussten die Spieler den starken Gegenwind durch Ultrafans in Jena verspüren. Nachdem die Spieler des neuen Leipziger Klubs von Jenaer Fans bespuckt und mit Bier begossen wurden, musste die Leipziger Mannschaft ungeduscht mit dem Bus unter Polizeischutz regelrecht flüchten. ostfussball.com berichtete […] Eingefleischte Leipziger reden gar von einem bösen Fluch des alten Zentralstadions, der nun über der Red Bull Arena liegen soll. Das neu gebaute Stadion wurde genau in die alte ehrwürdige Spielstätte gesetzt. Nach der WM 2006 skandierten sogar viele Leipziger für einen Abriss dieser Geister-Schüssel. Seit 2006 steht diese Sportstätte meistens leer und wurde zuletzt nur widerwillig vom Konkurrenten FC Sachsen Leipzig genutzt. Einige Stadtderbys und Länderspiele brachten aber nur selten Stimmung in diese Bauruine.
Doch Red Bull lässt sich von seinen Plänen nicht abbringen und schon bald möchte man in der Heldenstadt wieder Bundesligafußball spielen. Dazu werden rund 100 Millionen in teure Spieler, Funktionäre und Manager investiert und gewinnbringend angelegt. Erst gestern erreichte uns die Meldung, dass die Ost-Fußball-Legende Hans-Jürgen Kreische ab 1. April mit einem Zweijahresvertrag bei besagtem NOFV-Süd-Oberligisten als Chefscout agieren wird, zuständig für die Bereiche Scouting, Spielbeobachtung und Spielvorbereitung (ostfussball.com berichtete). Bisher scheinen solche Meldungen aber bei den zahlreichen Leipziger Fans abzuprallen, zuletzt sahen gerade einmal 700 Zuschauer die Partie des Spitzenreiters und Aufstiegsaspiranten zur Regionalliga Nord. Klar, spielt man erst einmal höher, werden auch mehr Besucher kommen, aber was passiert, wenn der Erfolg längerfristig wie beispielsweise in Salzburg ausbleibt. Dort versucht man seit vielen Jahren ziemlich erfolglos eine europäische Spitzenmannschaft zu formieren. Fans sind beim FC Red Bull Salzburg auch nur Fehlanzeige, denn die tummeln sich lieber in den unteren Ligen bei ihrer geliebten Austria. Und bleibt der Erfolg aus, werden auch in Leipzig die neu gewonnenen, modisch bedingten Erfolgsfans und Event-Hopper schnell wieder verschwunden sein. [ab]